Gestatten: Mein neuer Begleiter, Tinnitus.

Seit etwas mehr als einem Monat habe ich nun dieses Ohrgeräusch, bin deshalb seit gut vier Wochen in Behandlung. Leider ohne Erfolg. Es pfeift. Immer. Mal lauter, mal leiser … und doch immerzu. Ich versuche ruhig zu bleiben. Gelassen damit umzugehen. Mal gelingt mir das besser, mal schlechter. Stille ist besonders schlecht. Lärm auch. Aber monotone Geräusche helfen. Ich habe mir drei CDs gebrannt: eine mit Gewitter, eine mit Sommerregen und eine mit Kaminfeuer-Knistern. Zum Einschlafen. Zum Konzentrieren. Gestatten: Mein neuer Begleiter, Tinnitus. weiterlesen

Freiheit und Anarchismus

In der vierten Folge der TV-Serie Sons of Anarchy habe ich neulich etwas aufgeschnappt:

Als ich das erste Mal Emma Goldman gelesen habe, war das nicht in einem Buch. Ich war 16 und auf einer Wanderung nahe der Grenze zu Nevada. Das Zitat war auf eine Wand gemalt. In Rot. Als ich die Worte las, da war es, als hätte sie mir jemand aus dem Inneren meines Kopfes gerissen:

»Anarchismus steht für die Befreiung des menschlichen Geistes von der Herrschaft der Religion. Die Befreiung des menschlichen Körpers von der Herrschaft des Eigentums. Befreiung von Fesseln und Zwang durch die Regierung. Er steht für eine soziale Ordnung, basierend auf der freien Gruppierung von Individuen.«

Das Konzept war rein, simple, wahr. Es inspirierte mich, entfachte ein rebellisches Feuer. Letztendlich jedoch lernte ich die Lektion, die Goldman, Proudhon und die Anderen gelernt hatten: dass wahre Freiheit Opfer und Mühen erfordert. Die meisten Menschen glauben nur, dass sie Freiheit wollen. In Wahrheit sehnen sie sich nach der Fessel der sozialen Ordnung, nach strengen Gesetzen, Materialismus. Die einzige Freiheit, die der Mensch wirklich will, ist die Freiheit, es bequem zu haben.

Damit wird meiner Meinung nach einiges auf den Punkt gebracht.

Nur weg – eine Kurzgeschichte

Seine Beinmuskulatur übersäuerte, seine Lunge machte zu, sein Gleichgewichtssinn stand kurz vor dem Kollaps. Doch er musste weiter rennen. Es wurde gejagt. Und er war die Beute. Tränen verschleierten ihm die Augen. Da vorne wurde es heller. War da nicht gerade ein Auto vorbeigefahren? Da sollten … da mussten Menschen sein. Er rannte weiter. Zumindest versuchte er zu rennen. Eigentlich stolperte er mehr, als dass er rannte. Sein Raumgewinn war lächerlich. Nur weg – eine Kurzgeschichte weiterlesen

Wie hältst Du’s mit der Arbeit, sprich?

Zum meinem Beitrag »Ertragbare Utopie gesucht – biete umfangreiche Erfahrungen im Scheitern« aus dem Januar, ist kürzlich noch ein Kommentar von Odobenus reingeflattert:

Ich habe den Eindruck, dass der Fokus der Kommuneprojekte auf der Arbeit liegt. Wieso eigentlich? Wieso emanzipiert man sich nicht radikaler von der kollektiven ins wahnhafte übersteigerte Konzentration des Lebens auf die Arbeit? Muss der Gesellschaft seitens der Kommunarden bewiesen werden, dass sie alles mindestens genauso gut können wie sie selbst? Wieso wird der Gott des dt. Kapitalismus, die Arbeit, nicht als Zwangsvorstellung beerdigt?

Wie hältst Du’s mit der Arbeit, sprich? weiterlesen

Kein Mensch ist illegal – Flüchtlingsmarsch macht Station in der KoWa

Derzeit sind ein paar Dutzend Menschen unterwegs, um gegen den Umgang mit Flüchtlingen in Deutschland zu protestieren. Das tun sie indem sie von Würzburg nach Berlin marschieren. Pikant daran ist, dass einige der Protestierenden selbst Flüchtlinge sind, die damit gegen die so genannte Residenzpflicht verstoßen. Kein Mensch ist illegal – Flüchtlingsmarsch macht Station in der KoWa weiterlesen

Schöner Film über Jakob aus der Kommune Niederkaufungen

Bei Youtube habe ich dieses nette und offenkundig halbwegs aktuelle Video über Jakob aus der Kommune Niederkaufungen entdeckt, der u.a. auch ein sehr guter Freund meines Patensohns Lennart ist (auch im Video kurz zu sehen). Ich selbst kenne Jakob durch meine vielen Besuche auch schon seit vielen Jahren ein bisschen und finde, dass er das sehr gut gemacht hat.
Aber schaut selbst…

Nun ist es August … ein kleiner Rückblick in die vergangenen Monate

Nun ist es August. In der KoWa ist Sommerpause angesagt. Einige touren in der Weltgeschichte umher, die Kneipe hat die nächsten drei Wochen zu, unsere Plena sollen in abgespeckter Form oder gar nicht stattfinden und die Turbulenzen der vergangenen Wochen sind vorübergezogen. Auch wenn sie noch deutlich nachwirken. Vor allem in mir drin. Nun ist es August … ein kleiner Rückblick in die vergangenen Monate weiterlesen

Mit den Piraten zur modernen Polis?

»Lass mich dein Pirat sein« … sang Nena in den 1980ern. Heute wollen alle Pirat sein. Na ja, ich weiß, dass ist eine unzulässige Zuspitzung, aber Pirat zu sein, das ist in der Gesellschaft angekommen. Doch was bedeutet es?

Als sehr web-affiner Mensch sind mir die Piraten schon länger ein Begriff. Ich kenne sogar einige Piraten der ersten Stunde. Doch als ein an politischen Inhalten sehr interessiert Mensch, konnte ich mit den Piraten damals nicht viel anfangen … zu viel Internet, zu wenig Rest. Auch tue ich mich schwer, mich politisch einer Partei zuzuordnen. Aber einer politischen Richtung ordne ich mich schon zu: nämlich links. Wahrscheinlich sogar ziemlich links. Da waren mir die Piraten von Anfang an zu wenig greifbar. Also bin ich kein Pirat? Mit den Piraten zur modernen Polis? weiterlesen

Der Kaiser muss endlich zugeben, dass er nackt ist

Neulich sagte jemand sinngemäß zu mir: “Und irgendwer muss sich hinstellen und sagen, dass der Kaiser nackt ist.” Recht hatte er! Nur dass das meist nicht ausreicht. Denn wie ich kürzlich aus dem wirklich, wirklich lesenswerten Manuskript einer Rede von Ingo Schulze erfahren durfte, ist es gar nicht die Schlusspointe des Märchens Des Kaisers neue Kleider von Hans Christian Andersen, dass das Kind die nackte Wahrheit über die Selbsttäuschung des Kaisers und seines Hofstaats aussprach … und damit offenbarte. Nein, das Ende lautet: Der Kaiser muss endlich zugeben, dass er nackt ist weiterlesen