Es gibt eine Methode zum Finden von gemeinsamen Entscheidungen, die sich Systemisches Konsensieren nennt, die statt die Zustimmungen zu den einzelnen Lösungsvorschlägen aufzuaddieren, versucht, den Widerstand gegenüber den einzelnen Vorschlägen zu ermitteln. Im gleichnamigen Buch wird empfohlen, wenn möglich, nicht nur die Neuerungen zur Entscheidung zu stellen, sondern auch die so genannte Null-Lösung. Damit wird geschaut, ob überhaupt eine Änderung gewünscht wird. Und auch wenn Natali und ich bei der Planung unserer näheren Zukunft diese Methode nicht angewandt haben, sind wir nach einem halben Jahr der reiflichen Überlegung, übereingekommen, die Null-Lösung zu wählen. Heißt: Wir werden in der KoWa bleiben.
Wie? Was? Warum denn jetzt das nun wieder?
Nun ja, auch wenn wir damit einmal im Kreis gelaufen sind, und auf unserem Weg viele Pferde scheu gemacht haben, war der Weg schlichtweg notwendig. Er hat mir verdeutlich, wie ich leben möchte und was ich nicht bereit bin, wieder aufzugeben. So ist mir klar geworden, dass ich sehr gerne weiterhin mit (deutlich) mehr als einer Person verbindlich zusammenleben möchte. Zwischenzeitlich war ich mehrfach der Meinung, dass ich auch gut und gerne darauf verzichten könnte. Will ich aber nicht … und Natali auch nicht.
Nachdem wir uns diesen gemeinsamen Wunsch klar gemacht hatten, stellte sich die Frage, wie sich das am besten bewerkstelligen lässt. Da wir inzwischen einige Gemeinschaften und Gemeinschaftsideen kennengelernt haben, war schnell klar, dass wir gerne weiterhin in einer Kommuja-Gemeinschaft leben möchten; also in einer politischen Kommune. Da aber Niederkaufungen nicht in Frage kommt, Natali nicht in den Norden und ich nicht in den Süden ziehen möchte, usw., hat sich die Anzahl der in Frage kommenden Kommunen, recht schnell auf eine gute Hand voll reduziert. Und bei Licht betrachtet, gibt es an jeder der zur Auswahl stehenden Gemeinschaften mindestens irgendeinen Haken: Warum also nicht noch mal der KoWa eine Chance geben?
Ich für meinen Teil, habe in dem halben Jahr, in dem wir uns den einen oder anderen Kopf zerbrochen haben, welchen Weg wir in Zukunft einschlagen wollen, gegenüber der KoWa eine neue Gelassenheit gefunden. Ich habe gemerkt, dass ich hier recht gut leben kann, ohne mir wirklich jeden Schuh anziehen zu müssen. Ich habe inzwischen gelernt, mich auch mal rauszuhalten und den anderen zu vertrauen, dass sie “das schon machen” werden. Auch sind in den letzten Monaten wieder drei neue Leute hier eingezogen und weitere stehen konkret vor der Tür. Die KoWa wächst also zur Zeit mal wieder kräftig. Das gefällt mir.
Nun gilt es aber, mich wieder voll auf die KoWa einzulassen: Die Idee für unser Internet-Kollektiv wieder aufzugreifen und in Schwung zu bringen, schauen, was sich an unserem alltäglichen Zusammenleben aufmöbeln lässt und auch der Region noch mal eine Chance zu geben.
Doch mindestens einen Fehler werde ich hoffentlich nicht noch einmal machen: Ich werde das Leben in der KoWa nicht mehr als alternativlos ansehen. Den Druck, den ich mir selbst mit der Idee gemacht habe, hier unbedingt alt zu werden, möchte ich gar nicht mehr aufkommen lassen. Da arbeite ich an einer gewissen Gelassenheit, die ich mir aber auch im Umgang mit anderen vermeintlichen Problemen anzueignen erhoffe.
Nun heißt es, mich wieder richtig auf die KoWa einzulassen und das Beste daraus zu machen. Schritt für Schritt … und nicht mehr wie das Kaninchen vor der Schlange, die ganzen zwischenmenschlichen, aber auch realen Baustellen, als einen unüberwindbaren Berg anzusehen. Wünscht mir … mal wieder … Glück.
*glückwünsch*
Viel Glück. Und Gelassenheit 🙂
Laß es uns einfach einen “Looping” nennen, für neuen Schwung auf alten Pfaden. Meinen Glückwunsch hast Du, nach wie vor!
Dann wird es ja doch noch was mit dem Besuch! Glück auf!
Wie es ausschaut, war der Weg, den ihr gedanklich und emotional zurückgelegt habt, absolut notwendig. Und auch wenn ich vermute, dass es nicht auf alle Fragen unmittelbar Antworten gibt, so gibt es vielleicht sowas wie eine neue Gewichtung. Und manchmal, da spreche ich aus eigener Erfahrung, muss man sehr weit laufen, um an den vermeintlich selben Ort zurückzukehren. Und manchmal stellt man dann fest, dass es dort, am selben Ort, ganz anders ausschaut wie beim letzten Mal, als man den Punkt passiert hat. Steffi würde sagen: alles ist für etwas gut.
Lebt wohl und genießt die neuen Einsichten und Sichtweisen. Und wenn im Alltag manchmal Ärger aufsteigt, dann erinnert euch an den zurückgelegten Weg und die Eindrücke unterwegs. 🙂
Lieber Markus, vielen Dank für deine Worte. Sie bringen vieles sehr gut auf den Punkt. “… eine neue Gewichtung …” – ja, das trifft es sehr sehr gut. Und auch das Zurückdenken an den “zurückgelegten Weg und die Eindrücke unterwegs” ist im Alltag wirklich sehr hilfreich.
Danke 🙂