Derzeit sind ein paar Dutzend Menschen unterwegs, um gegen den Umgang mit Flüchtlingen in Deutschland zu protestieren. Das tun sie indem sie von Würzburg nach Berlin marschieren. Pikant daran ist, dass einige der Protestierenden selbst Flüchtlinge sind, die damit gegen die so genannte Residenzpflicht verstoßen.
Das Ganze nennt sich Refugee Tent Action und ich berichte euch u.a. hier davon, weil der Tross vergangenen Samstag bei uns in der KoWa Station gemacht hat. Für mich, und wohl auch die anderen in der KoWa, war das schon ein ganz besonderes Ereignis. Zum einen natürlich, weil ich die Aktion für eine gute und wichtige Sache halte; wir haben Kontakt zu ein paar Menschen, die in der Flüchtlingsunterkunft hier in Waltershausen leben und so auch einen Einblick, wie katastrophal der Umgang mit Flüchtlingen in diesem Land ist.
Zum anderen war es auch toll mitzuerleben, wie binnen weniger Minuten der Innenhof der KoWa in einen bunten und lebhaften Ort verzaubert wurde. Routiniert wurde in dem ganzen Chaos Essen verteilt und Interviews an die Presse gegeben, Kleinigkeiten wurden organisiert (“Können wir hier mal eine Maschine Wäsche waschen?”), vermeintliche Alltäglichkeiten machten Menschen glücklich (“Hier kann man warm duschen!”) und auch Fragen über die KoWa wurden beantwortet.
Wie schon in Bayern, war wohl auch die thüringische Polizei angewiesen, einen Deeskalationskurs zu fahren. So wurde ein kurzentschlossener Besuch in der Waltershäuser Flüchtlingsunterkunft sowie eine anschließende Spontan-Demo geduldet und die KoWa anschließend auch noch unter Polizeischutz gestellt. Hier in Thüringen hat wohl niemand wirklich Lust, wegen erneuter rechter Übergriffe wieder in die Schlagzeilen zu geraten.
Am Sonntagmorgen ging es dann für die protestierenden Flüchtlinge und ihre Begleitung weiter in Richtung Erfurt bzw. Berlin. Bleibt zu hoffen, dass es weiterhin ein so friedlicher Marsch bleibt und es für die Flüchtlinge nicht doch noch zu irgendwelchen staatlichen Repressalien kommt.
Kein Mensch ist illegal