Wer sich schon mal wenigstens ein bisschen mit dem Thema des Bedingungslosen Grundeinkommens beschäftigt hat, kennt sicher auch Götz Werner und hat dann sehr wahrscheinlich auch schon mal seine gebetsmühlenartige vorgetragene Aussage gehört: «Man muss ein bedingungsloses Grundeinkommen erst einmal denken können.»
Dieses “Etwas denken können” ist mir am Wochenende auch wieder in den Sinn gekommen, als ich auf einem Treffen von Menschen war, die wie ich in einer dem Kommuja-Netzwerk zugehörigen Kommune leben. Konkret ging es in diesem Moment thematisch um eine gemeinsame Ökonomie von mehreren Kommunen bzw. aller in diesem Netzwerk zusammengeschlossenen Gemeinschaften.
Dabei ist mir aufgefallen, dass in dieser Runde scheinbar kaum jemand eine solche interkommunäre Ökonomie denken konnte. Auch wenn dort alle schon heute eine gemeinsame Ökonomie innerhalb ihrer Kommune leben.
Mit dieser intellektuell anspruchsvollen Erkenntnis, bin ich dann wieder in die KoWa zurückgekehrt. Und beim Nachdenken über dieses Etwas denken können, sind mir zahlreiche Beispiele aus meinem bisherigen Leben eingefallen. So habe ich immer dann in besonders erfolgreichen Mannschaften Fußball gespielt, wenn diese, die Taktik des Trainers denken konnte. Auch konnte ich in meiner Tätigkeit als Konzepter von Webprojekten immer dann ein innovatives Konzept an den Kunden bringen, wenn ich merkte, dass die VertreterInnen der Kundenseite, dieses denken konnten. Und hier der Kommune kenne ich dieses Phänomen auch aus Plena und Kleingruppen.
Nun habe ich gerade eben gelesen, dass Paul Kirchhof mal wieder mit dem Vorschlag eines radikal vereinfachten Steuerkonzepts in den Schlagzeilen ist. Auch hier gibt es wieder allenthalben viele “Abers” und “Wenns” und ich befürchte, dass es auch hier wieder Probleme mit dem dieses Konzept Denken können geben wird.
Bei den vielen dieser Beispiele, ist es auch oftmals die Vereinfachung, die den Menschen die meisten Schwierigkeiten zu machen scheint. Kann es sein, dass in unserer Gesellschaft auch an analytischen Fähigkeiten fehlt? Einer Sache auf den Grund gehen, sie in ihre Bestandteile gedanklich zerlegen können, um sie dann richtig erfassen … also denken zu können?
Bei dem, was ich in den letzten Jahren über unser Bildungs- und Schulsystem erfahren und gehört habe, würde mich das nicht weiter wundern. Da wurde bzw. wird viel zu stark auf Fakten-Vermittlung statt auf Problemlösungskompetenzen gesetzt. Aber auch unsere BildungspolitikerInnen und -fachkräfte müssen diesen Paradigmenwechsel auch erst einmal denken können. Oder?!