Jetzt sind wir nur noch dreizehn Erwachsene hier in der KoWa. Dass immer mal wieder jemand aus einer Kommune wie unserer aussteigt, ist völlig normal und im Bedarfsfall auch unbedingt gewollt. Aber Ralph war der Erste seit gut zwei Jahren, der hier wieder ausgestiegen ist, und somit auch der Erste in der Zeit, die ich jetzt hier bin. Das er gestern völlig im Guten ausgezogen ist und seine Gründe für mich absolut nachvollziehbar waren, macht die Sache emotional nicht unbedingt einfacher. Zumal er auch noch einer meiner zwei Fürsprechenden war und ich mir ihn nicht unbedingt ausgesucht hatte, da er mir unsympathisch war.
So betrübend Ralphs Auszug auch ist, hat er mir doch auch gezeigt, dass unsere Regelungen rund um einen Ausstieg aus der KoWa funktionieren. Alle KommunardInnen haben nämlich eine persönliche Ausstiegsvereinbarung, die bei Einstieg mit der gesamten Gruppe abgestimmt wird … natürlich im Konsens. Ohne diese Vereinbarung ist mensch kein volles Mitglied der Kommune. Und selbstverständlich kann diese Vereinbarung jederzeit an veränderte Lebensrealitäten angepasst werden. Zum Beispiel, wenn mensch Elternteil wird oder das vorher in der Vereinbarung mitbedachte Kind flügge und seinerseits auszieht.
Die Ausstiegsvereinbarung, die auch eine Einstiegsvereinbarung ist, regelt auch, wie mit dem eigenen Vermögen umgegangen wird. Da alle KommunardInnen in einer Vermögensökonomie leben (wir in der Probezeit also noch nicht), soll hier eigentlich niemand ein privates Vermögen “auf der Seite” liegen haben. Auf der anderen Seite wollen wir auch nicht, dass irgendjemand eigentlich hier ausziehen möchte, es aus finanziellen Gründen nicht kann. Darum gibt es zum einen ein Ausstiegsgeld (aktuell 1500,- Euro) und zum anderen wird das eigene Vermögen nicht auf einen Schlag eingebracht, sondern gestaffelt: 25% direkt bei Einstieg, über 10 Jahre je 5% und nach 10 Jahren die restlichen 25%. Das ist eine spezifische Regelung der KoWa, da wir noch nicht die finanziellen Mittel haben, um die Ausstiegsvereinbarungen auch finanziell auf die persönlichen Bedürfnisse anzupassen. In anderen Gemeinschaften ist das meines Wissens anders.
Meist steht in den Ausstiegsvereinbarungen auch noch drin, welche Dinge bzw. welche Art von Dingen mensch bei Ausstieg mitnehmen möchte. Ich kann mir zum Beispiel gut vorstellen, dass ich reinschreiben werde, dass ich meine berufliche Computer- und Büro-Ausstattung mitnehmen werde, sowie die Gegenstände, die ich an dem Ausstiegszeitpunkt zu meinen persönlichen Habseligkeiten zählen werde.
Vielleicht hat sich jetzt schon jemand gefragt, warum ich dem Beitrag oben ein Bild von unserem Garten voran gestellt habe. Ganz einfach, dass war der Ort, den ich gestern, betrübt wie ich war, aufgesucht habe, um dort Bohnen zu pflücken. Dafür, dass es hier so einen Ort gibt und dass ich nicht direkt jobmäßig an meinen Schreibtisch musste, bin ich sehr dankbar. Auch wieder so eine wertvolle Erkenntnis, die sich bei mir nach einigen Monaten in Kommune eingestellt hat: Hier passt sich das Leben dem Notwendigen an und nicht umgekehrt …