Long time no read

Mit Erschrecken stellte ich kürzlich fest, dass ich schon fast zwei Jahre nichts mehr in diesem Weblog veröffentlicht habe. Nicht dass ich nicht immer wieder mal daran gedacht hätte, doch kam immer wieder etwas dazwischen. Vornehmlich das Gefühl, nichts zu sagen zu haben. Dabei gibt es so vieles, über dass sich etwas sagen lässt, Klimawandel, Corona, Hass und Hetze sind dabei nur einige Themen, zu denen mir das eine oder andere auf den Lippen liegt. Doch wie der sprichwörtliche Volksmund so schön sagt: “Es ist schon alles gesagt, nur nicht von jedem.” Also habe ich meinen Senf eine Zeit lang lieber bei mir behalten …  oder eher bei Twitter dazugegeben. Mal schauen, wie ich es in Zukunft damit halte. Doch tut sich ja auch in meinem Leben immer mal wieder das eine oder andere, darum jetzt:

Was derweil geschah

In meinem letzten Beitrag berichtete ich davon, dass wir einen Garten in einer Kleingartensiedlung gepachtet haben. Eine formidable Enscheidung! Es ist so toll dort zu sein, zu werkeln, zu säen und zu ernten. Ich habe unter anderem einen Zaun und ein Gartentor gebaut, Trockenmauern ausgebessert, Beete angelegt, Büsche und Bäume beschnitten, ge-elektro-senst (spart bloss nicht beim Gartengerätekauf!), kleinere Sanitärarbeiten durchgeführt und Pflanzen ein- sowie ausgegraben. Wir haben neue Freunde gefunden, unglaublich viele schöne und beglückende Stunden dort verbracht und uns noch lange nicht sattgesehen an dem überwältigenden Ausblick über den Stuttgarter Osten und weit darüber hinaus.

Über den Garten hinaus beglückt mich, dass ich seit dem Frühjahr 2019 ehrenamtlich bei einem Projekt mitarbeite, bei dem wir in kleinen Teams in Schulen und Bildungseinrichtungen gehen, um dort über das Thema psychische Gesundheit zu informieren. Das Projekt heißt Verrückt! Na und?, kommt ursprünglich von Irrsinnig Menschlich aus Leipzig und hat sich inzwischen schon über das Land verbreitet. Unser Team besteht dabei im Idealfall aus einem Menschen, der einen beruflich-fachlichen Hintergrund hat, einem, der selbst Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen hat und einem mit mindestens einer angehörigen Person, die betroffen ist oder war. Wir treten dabei immer als hierarchiefreies Team auf und in welcher Rolle wir dort sind, wird immer erst im letzten Drittel unseres Besuchs offenbart. Die persönlichen Berichte kommen dabei immer besonders gut an. Und selbst habe ich für mich auch schon sehr viel mitgenommen.

Über das Schulprojekt bin ich Anfang des Jahres an eine Gruppe herangekommen, die in Stuttgart ein Recovery College aufbauen wollen, das ist ein Bildungsangebot zur Gesundheitsförderung für Menschen mit und ohne psychische Krisenerfahrung. In den angelsächsischen Ländern sind diese Recovery Colleges schon ziemlich verbreitet und in Großbritannien sind sie meines Wissens sogar ein Teil des Gesundheitswesens, welches dort jedoch anders strukturiert ist als bei uns. Es gibt in Deutschland erste Projekte zum Beispiel in Berlin oder Gütersloh, doch wir in Stuttgart stehen damit noch ganz am Anfang; Kernausrichtung, Finanzierung, Gesellschaftsform und so weiter sind aktuell unsere Themen.

Und dann ist da noch eine weitere große Sache, die mich derzeit eigentlich ganz schön in Beschlag nehmen sollte: Im Frühjahr wollte ich an und für sich mit einer Ausbildung zum Genesungsbegleiter (Ex-In) anfangen, doch der Start verschiebt sich wegen der derzeitigen Corona-Pandemie immer wieder. Ich muss also geduldig sein.
Über die Ex-In-Fortbildung werden Menschen, die Erfahrung mit schweren seelischen Erschütterungen und deren Bewältigung haben, für eine Erwerbsarbeit im psycho-sozialen Bereichen qualifiziert. Für mich ist das eine echte Chance und berufliche Perspektive; die Autorentätigkeit war doch recht brotlos und in die IT-Branche möchte ich nicht wieder zurück.

Privat ist ansonsten alles im Lot. Wir sind gesund und halten wie geboten Abstand. Meine Angststörung habe ich soweit im Griff, der Katze geht es gut und auch im zwanzigsten Jahr unserer Beziehung, kommt Natali offensichtlich noch ganz leidlich mit mir aus … zu meinem großen Glück!

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