Gerade fühle ich mich ein bisschen wie im Auge eines Hurrikans. Im Prinzip ist es derzeit ziemlich ruhig. Zwar kommuniziere ich in den letzten Wochen ziemlich intensiv, aber ansonsten erscheint mir mein Leben aktuell wie in Watte gepackt. Doch steht Natali und mir eine vielleicht wichtige Woche bevor. Wir werden nämlich am Montag in die Kommune Niederkaufungen fahren und dort eine Woche mitleben und -arbeiten. Anschließend werden wir an dem Wochenende zu einem Treffen der Hubenthalhof-Gründungsgruppe in Oberkaufungen gehen.
Nach unserem ersten Impuls, uns ganz aus dem Leben in Gemeinschaft zurückzuziehen und wieder in trauter Zweisamkeit zu leben, haben uns diverse Gespräche und auch viele Momente der Ruhe zu der aktuell gültigen Erkenntnis gebracht, dass wir auch noch in einem halben, einem oder zwei Jahren in diese von mir so genannte “bürgerliche Leben” zurückkehren können. Vor allem auch aus der Erkenntnis heraus, dass wir wohl kein zweites Mal die Kraft für einen solchen Wechsel aufbringen würden.
Im Moment versuche ich ganz viel Mut zu sammeln. Denn aktuell weiß ich beim besten Willen nicht, wo unsere Reise hingehen wird. Nachdem ich vergangene Woche mein erstes Vorstellungsgespräch bei einer Agentur hatte, Natali und ich uns mit guten Freunden über eine Art Nachbarschaftsgemeinschaft ausgetauscht haben und ich mir u.a. auch schon etwas konkreter überlegt hatte, aus meiner Freiberuflichen Tätigkeit eine Internet-Agentur zu machen, war ich Ende letzter Woche auch noch mal ein paar Tage in Niederkaufungen. Dort in der Kommune bin ich im letzten Jahr ziemlich häufig gewesen. Allgemein gibt es ja auch eine gemeinsame Geschichte von mir/uns und dieser Gemeinschaft. Zunächst war sie lange Zeit (nur) der Wohnort meiner Tante und ihrer Familien gewesen, dann haben Natali und ich uns gegen Ende unseres Studiums schon einmal sehr intensiv damit beschäftigt, dort einzusteigen. Doch fühlt es sich für mich inzwischen ganz anders an, dort zu sein. Ich spüre, dass ich mit einer ganz anderen Souveränität dort bin, als vor gut fünf, sechs Jahren.
Aber auch das Hubenthalhof-Projekt finde ich spannend. Er ist ein weiterer Baustein, der die Kassler Region zu einem wirklich interessanten Gebiet für alternatives Leben macht. Dort gibt es schon jetzt drei Kommuja-Kommunen und einige weitere alternative Projekte. Und auf dem alten Gutshof am östlichen Ende könnte ein wirklich schöner und spannender Ort zum Leben entstehen.
Ihr merkt sicherlich auch, dass es derzeit keine gefestigten Landmarken für den Weg gibt, auf den wir uns mit dem angekündigten Ausstieg aus der KoWa gemacht haben. Es ist nicht immer einfach etwas Abseits der gesellschaftlichen Konformität zu leben, denn die Wege hier sind kaum beschritten und die Verlockungen des Individualismus sind groß.
“Wir verlassen die Kommune” -> Zehn Kommentare binnen weniger Tage;
“Mhmm, evtl. wechseln wir die Kommune” -> Null Kommentare nach sechs Tagen;
Matthias, mich deucht dein Freundeskreis ist nicht 100%ig neutral in dieser Frage.
Ich glaube eher, dass mit dem ersten Eintrag einiges an Spektakulärspulver verschossen war.